19 Oktober 2011

Projekt LiMA: Mehrsprachigkeit positiv für geistige Entwicklung

Laut Daten des Statistischen Bundesamtes lebten im Jahr 2006 15,1 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland. Hamburg, das „Tor zur Welt“, ist seit jeher Anziehungspunkt für Menschen aus der ganzen Welt. Allein an Hamburger Schulen werden beinahe 200 verschiedene Sprachen gesprochen. Grund genug für Professorin Ingrid Gogolin von der Universität Hamburg das Projekt LiMA ins Leben zu rufen. LiMA steht für Linguistic Diversity Management in Urban Areas und ist ein interdisziplinäres Forschungsprojekt. Erziehungswissenschaftler, Sprachwissenschaftler, Psychologen, Rechtswissenschaftler, Wirtschaftswissenschaftler sowie Stadtplaner erforschen gemeinsam den Umgang mit vielfältigen Sprachen in Großstädten. Ziel ist es, die sprachliche Vielfalt in Großstädten zu erhalten und die Talente von mehrsprachigen Menschen zu fördern. Dafür untersuchen die Wissenschaftler die Sprachentwicklung in Familien, im Freundeskreis, in der Schule sowie beim Übergang in den Beruf. Aus den langjährigen Beobachtungen leiten sie anschließend Empfehlungen ab, wie ideale Strukturen und Bedingungen in Großstädten aussehen müssen, damit sich alle Menschen - gleich welcher nationalen Herkunft und Sprache – wohlfühlen und wie Verantwortliche in Politik und Verwaltung diese Bedingungen umsetzen können.

Warum sollte der sprachlichen Vielfalt eigentlich Rechnung getragen werden? Erziehungswissenschaftlerin Prof. Ingrid Gogolin verweist hier insbesondere auf die positiven Wirkungen bei der kognitiven Entwicklung von Kindern. Mehrsprachlichkeit trainiert, Entscheidungen zu treffen: Mit wem kann ich welche Sprache benutzen? Welches Wort gehört zu welcher Sprache? Allerdings dürfe der Nachteil der Mehrsprachigkeit nicht außer Acht gelassen werden. Denn wissenschaftlich belegt ist, dass mehrsprachige Menschen in jeder einzelnen Sprache einen geringeren Wortschatz entwickeln als Einsprachige. Bei der sprachlichen Schulbildung empfiehlt die Projektleiterin, dass alle Kinder, unabhängig von ihrer sprachlichen Herkunft, insbesondere in Deutsch und Englisch gefördert werden sollten.

Wie die aus den Untersuchungsergebnissen abgeleiteten Empfehlungen umgesetzt werden können, erproben die Mitarbeiter des Projekts in Zusammenarbeit mit den LiMA-Laborschulen 'LiMA-LabS' und der Bildungsbehörde vor Ort. Wissenschaftler und Lehrkräfte arbeiten gemeinsam an Praktiken, die für die Sprachförderung besonders geeignet sind.

Mehr zum LiMA-Projekt: www.lima-lama.uni-hamburg.de

Europäisches Sprachensiegel 2011 für "Mulingula"

Das diesjährige europäische Sprachensiegel ging am 07. Oktober in Wien an das Projekt Mulingula von Krystyna Strozyk und Antje Sinemus aus Münster. Das diesjährige Motto des Wettbewerbs lautete "Sprachenlernen in der Gemeinschaft – Ressourcen nutzen und Kompetenzen ausbauen". Das ausgezeichnete Projekt Mulingula möchte als mehrsprachiges Projekt für Migrantenkinder die interkulturelle Lesekultur an Schulen fördern. Die Förderung geschieht durch regelmäßige Vorlesestunden in verschiedenen Muttersprachen und mehrsprachige Leseworkshops.

Beide Preisträgerinnen leiten die "Kontaktstelle für Interkulturelles Lernen und Menschenrechtserziehung in der Grundschule" in Münster und geben gemeinsam das Grundschul-Lehrwerks „der die das“ (Cornelsen Verlag) heraus. Dabei handelt es sich um ein Lehrwerk für den Deutschunterricht mit dem Schwerpunkt der systematischen Sprachförderung von Kindern mit und ohne Migrationshintergrund.

Das Europäische Sprachensiegel wurde erstmalig 1997 von der Europäischen Kommission an besonders herausragende und innovative Projekte aus dem Bereich des Lehrens und Lernens von Sprachen vergeben.

Die Grammatik unserer Urahnen

„Subjekt - Prädikat - Objekt“ - „Ich kaufe Brot“

Die S-P-O-Regel dürfte den meisten noch aus dem Deutschunterricht bekannt sein. Die meisten modernen indogermanischen Sprachen verwenden diese Satzbauregel. Doch längst nicht alle, denn statistisch gesehen baut der Großteil der heutigen Sprachen Sätze nach dem Prinzip S-O-P auf. Also: „Ich Brot kaufe“. Was sich für unsere Ohren falsch anhört, könnte nach einer neusten Studie zweier US-Forscher der Satzbau unserer Vorfahren gewesen sein.

Vor über 50.000 Jahren, so Murray Gell-Mann vom Santa Fe-Institut und Merritt Ruhlen von der Stanford-Universität, haben Menschen eine Ursprache gesprochen, auf die alle heutigen Sprachen zurückgehen. In ihrer Studie untersuchten die Sprachwissenschaftler insgesamt 2.135 Sprachen hinsichtlich ihres gemeinsamen Stammbaums. Da die meisten untersuchten Sprachen, darunter Türkisch, Japanisch, Koreanisch und Persisch das S-O-P-Muster verwenden, schlossen die Forscher, dass auch die Urmenschen diese Satzkonstruktion verwendeten. Warum im Deutschen sich der Satzbau hin zum S-P-O-Prinzip entwickelt hat, konnte zwar nicht erklärt werden. Doch auch in der deutschen Sprache existieren Subjekt-Objekt-Prädikat-Folgen, allerdings nur in Nebensätzen wie: „als ich Brot kaufte…“ Neben dem Deutschen verwenden auch 769 andere Sprachen die SOP-Regel.

Mehr Informationen zur Studie unter: PNAS (DOI: 10.1073/pnas.1113716108) oder wissenschaft.de

10 Oktober 2011

Einfach und schnell Slowakisch lernen

In der EU werden 23 verschiedene Amtssprachen gesprochen. Doch in der öffentlichen Wahrnehmung dominieren nach wie vor Englisch und Französisch. Dabei lohnt sich insbesondere ein Blick über die östlichen Landesgrenzen hinaus. Die mehrsprachige Sprachenplattform "Slovak Online" slovake.eu bietet für Sprachinteressierte kostenlos Sprachkurse in Slowakisch an. User können zwischen Sprachkursen mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden wählen. Online-Übungen, Spiele und virtuelle Wörterbücher sollen den Zugang zur slowakischen Sprache erleichtern. Zudem besteht die Möglichkeit, sich über Land Leute und Kultur zu informieren und sich miteinander zu vernetzen und auszutauschen. Weitere Informationen dem von der EU-Kommission gefördert wird unter slovake.eu.

Mit Video-Chat Sprachen lernen

Sprachen lernen im virtuellen Netz ist längst nichts mehr für Exoten. Mittlerweile gelten Sprachportale als die Klassenräume der Zukunft. Das kostenlose Sprachportal Babelyou bietet zahlreiche Möglichkeiten zum Erwerb von Fremdsprachen am eigenen Rechner. Sprachlernende aus über 75 Ländern können hier in mehr als 45 Sprachen, weltweit Sprachpartner finden und gemeinsam in virtuellen Klassenräumen lernen. Dahinter steht das Konzept, Menschen aller Länder und Kulturen zusammen zu bringen und eine Plattform zur Verfügung zu stellen, unabhängig von Sprache, Kultur und Nation der Nutzer.

Zu den vielseitigen Funktionen auf Babelyou gibt es auch die Möglichkeit, mit der Hilfe von Sprachlernvideos die ersten Vokabeln zu erlernen. Zudem können Mitglieder Video-Chat Treffpunkte erstellen, in denen sich bis zu zehn Teilnehmer virtuell treffen können. Außerdem können zum gemeinschaftlichen Plaudern, Manuskripte, Lernmaterialien, Powerpoint-Präsentationen oder Fotos auf eine virtuelle Schultafel hochgeladen, gemeinsam betrachtet und bearbeitet werden. Auch Sprachlehrer können sich eigene Lerngruppen zusammenstellen und mit dem neuen Video-Chat Lernraum in Gruppen kostenlos oder gegen eine Gebühr unterrichten.

Für diejenigen, die lieber schreiben statt plaudern, hat Babelyou in den neuen Video-Chat Raum einen Text-Chat eingebaut, der die Möglichkeit bietet, sich eingehende Nachrichten automatisch in eine vorher ausgewählte Sprache übersetzen zu lassen. So können auch Leute, die noch nicht die gleiche Muttersprache sprechen, erste Kontakte knüpfen und sich unterhalten.

05 Oktober 2011

Lateinamerikanische Kurzfilme in Berlin

Die Viefalt Lateinamerikas entdecken und in fremde Welten eintauchen. Lakino nennt sich das lateinamerikanische Kurzfilmfestival Berlin, das vom 5. bis 11. Oktober zum zweiten Mal in der Hauptstadt stattfindet. Aus 600 Kurzfilmen aus 28 Ländern wurden die besten 126 Kurzfilme und weitere fünf Spielfime für Lakino 2011 ausgewählt. In der Rubrick „Land im Fokus“ rückt Kuba ins Blickfeld. Es wird der 25. Geburtstag der "Escuela Internacional de Cine y Televisión" (EICTV) gefeiert und deren Beitrag zur Ausbildung zahlreicher Filmemacher aus der ganzen Welt gewürdigt. Dazu wird dem Publikum eine Auswahl der Arbeiten des "Instituto Cubano de Arte e Industria Cinematográficos" (ICAIC) und des "Instituto Cubano de Radio y Televisión" (ICTR) vorgestellt.

Lakino ist ein Forum für Cineasten und ein internationales Fenster für das lateinamerikanische Kino. Das Publikum taucht in das Flair lateinamerikanischer Kultur ein, das in allen Veranstaltungen, Ausstellungen und Konferenzen rund um das Filmfestival mitschwingt.

Mehr zum Programm auf www.lakino-bln.com

04 Oktober 2011

Lesetipp: Mehrsprachigkeit hoch im Kurs

Mehrsprachige Erziehung ist keine Seltenheit mehr. Laut des deutschen Bildungsberichts "Bildung in Deutschland 2010" (PDF) besaßen im Jahr 2010 bis zu 72 Prozent der Kleinkinder in deutschen Ballungsräumen einen Migrationshintergrund. Doch was für Schwierigkeiten sind mit einer mehrsprachlichen Erziehung verbunden? Was müssen Eltern dabei beachten? Ab welchem Alter sollte mehrsprachliche Erziehung idealerweis beginnen? Sind bestimmte Sprachkombinationen leichter zu erlernen als andere? Janet Grijzenhout, Professorin für anglistische Sprachwissenschaft und Leiterin des Babysprachlabors an der Universität Konstanz beantwortete die wichtigsten Fragen zum Thema mehrsprachige Erziehung. Unter www.suedkurier.de/ratgeber/familie gibt sie zudem interessante Einblicke in die aktuellen Trends und Forschungsergebnisse rund um das Thema frühkindliche Erziehung.